Abdichtungen mit Flüssigkunststoffen

Flüssigkunststoffe haben bereits lange einen festen Platz in der Abdichtungstechnik. Gleichzeitig zeigen sie ein besonderes Potenzial für Mängel, was weniger an den Produkten, als an der Nichtbeachtung der Grundlagen liegt.

Untergrundvorbehandlung
Flüssigkunststoffe (kurz FLK) für die Abdichtung von Flachdächern bestehen meistens aus 1- oder 2-komponentigem Polyurethan oder 2-komponentigen Polymethyl-Methacrylat (PMMA). Das A&O bei der Verarbeitung ist die richtige Untergrundvorbehandlung, bei diesem Arbeitsschritt entstehen nach meiner Erfahrung die meisten Fehler. Je nach Untergrund sind den Vorbehandlungsempfehlungen der jeweiligen Hersteller zu entnehmen oder ob der Untergrund angeschliffen werden muss, welcher Primer verwendet werden muss. Die Betonung liegt dabei auf Empfehlung, denn die Hersteller weisen in vielen Fällen darauf hin, dass die Haftung vor Ort zu prüfen ist. Diese Prüfung erfolgt in der Baupraxis häufig nicht, häufig in Kombination mit einer falschen oder in Gänze fehlenden Untergrundbehandlung.

Auf den Bildern unten ist die Ablösung einer FLK-Abdichtung auf einem WU-Beton zu sehen. Auf ein Anschleifen und Primern des Betons und Prüfung der Haftung wurde verzichtet, als Ergebnis ist eine vollständige Ablösung der Abdichtung eingetreten, ein Mangel mit Ankündigung. Bei der Ausführung von FLK-Abdichtungen auf Beton ist ein Anschleifen erforderlich, um die Zementschlemme zu entfernen, insbesondere gilt dies für WU-Betone mit hohem Wassereindringwiderstand.

Oberseitig folierte kaltselbstklebende Bitumenbahnen sind ohne Abflämmen der Folie nicht als Untergrund für FLK geeignet. Unten im Bild ist die Ablösung von der Bitumenbahn erkennbar.

 

Bei Kunststoffbahnen als Untergrund sind manche Untergründe besonders schwierig vorzubehandeln, auf FPO-Abdichtungsbahnen auf Basis Polyethylen (PE) ist eine dauerhafte Haftung von Flüssigkunststoffabdichtungen nach meiner Erfahrung kaum möglich. Ebenfalls können Hartkunststoffuntergründe ein Anschleifen erfordern, im Übergangsbereich von unterschiedlichen Materialien können unterschiedliche Primer erforderlich werden. Zum Beispiel am Übergang von einer Kunststoffabdichtungsbahn zu einer abzudichtenden Durchführung aus Metall.

 

Auftragsmenge
Das Vlies gehört zum Abdichtungssystem und wirkt als Armierung des Abdichtungssystems, gleichzeitig soll es die erforderliche Schichtdicke der Abdichtung von mindestens 2,1mm sicherstellen. Aus diesem Grund sind Abdichtungen mit Fasereinlage im Flüssigkunststoff ungeeignet. Ist das Vlies äußerlich oder unterseitig erkennbar, wie unten im Bild durch das weiße Durchschimmern, ist die Auftragsmenge zu gering.

Detailausführung
Zuletzt ist das Vlies korrekt zu führen und zu überdecken, an dieser Stelle wird auch klar, was Flüssigkunststoffe nicht können: Planungsmängel kaschieren. Detailausführungen müssen so ausgebildet werden, dass eine fachgerechte Abdichtungsführung ermöglicht wird. Handwerklich nicht ausführbare Anschlussdetails können mit Flüssigkunststoff nicht geheilt werden, auch wenn dies in der Praxis häufig versucht wird.

 

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